Amphipolis wurde im Jahr 437 v. Chr. an der Stelle der Siedlung Ennea Hodoi gegründet
Amphipolis (altgriechisch Ἀμφίπολις) war eine antikegriechische Polis, die durchgehend bis in die Spätantike als städtische Ansiedlung existierte. Sie erstreckt sich im Umkreis von mehreren Kilometern um die Akropolis der antiken Stadt. Die Ausgrabungen fanden vorwiegend in der Zeit von 1956 bis 1984, unter der Leitung des inzwischen verstorbenen Archäologen Dimitris Lazaridis, statt. Nach seinem Tod (1985) führte seine Tochter, Calliope Lazaridis, die Arbeiten bis 1989 fort. 2012 wurde, unter der Leitung der Archäologin Katerina Peristeri, mit Ausgrabungen auf dem Kasta Hügel begonnen, bei dem die größte bisher in Griechenland entdeckte Grabanlage (Stand Dezember 2017) freigelegt wurde. Die Funde aus der Region sind im Archäologischen Museum in Amphipolis erwähnt.
Vorgeschichtliche Zeit
Die Gegend um Amphipolis wurde seit dem späten Neolithikum (4000 bis 3000 v. Chr.) besiedelt. Funde aus dieser Zeit stammen von dem so genannten Hügel 133. Spuren von Bewohnern aus der Bronzezeit (3000 bis 1600 v. Chr.) fanden sich im Tal des Strymon und in Höhlen des Pangaion-Gebirges. Artefakte aus der späten Bronzezeit (1600 bis 1100 v. Chr.) weisen auf den Kontakt der Bewohner zu den Einwohnern Mykenes auf der Peloponnes hin. Während der Eisenzeit wurde die Entwicklung der Region durch Reisende aus Mitteleuropa und der Gegend des südöstlichen Balkans beeinflusst. Während der klassischen Periode (700 bis 500 v. Chr.) wurde die Besiedlung durch thrakische Stämme nachgewiesen. Die Grabbeigaben aus dieser Zeit sind gemischten Ursprungs. Während Schmuck und Waffen aus einheimischer Fertigung stammen, wurden die Tonwaren in Athen oder Korinth getöpfert.
Attische Zeit
Amphipolis wurde im Jahr 437 v. Chr. an der Stelle der Siedlung Ennea Hodoi (griechisch Ἐννέα ὁδοί „Neun Wege“) von dem athenischen Feldherrn Hagnon gegründet und war in der Folgezeit ein wichtiger Stützpunkt für Athen in Thrakien, um die Gold- und Silberbergwerke in der Thasitischen Peraia zu übernehmen und zu kontrollieren. Ihr Hafen an der Mündung des Strymon (ursprünglich Aioneios) hieß nach einer alten thrakischen Siedlung Eion.
Bereits im Jahr 464 v. Chr. hatte Athen erfolglos versucht, in diesem Gebiet Fuß zu fassen, war aber vom Stamm der Edonen in der Schlacht von Drabeskos zurückgeschlagen worden.
Amphipolis erlangte während des Peloponnesischen Kriegs Bedeutung, unter anderem wegen der Beschaffung von Holz für den Schiffbau, Einnahmen aus den Bergwerken der Umgebung, Zöllen sowie der strategischen Position. Die Stadt ergab sich 424 v. Chr. kampflos dem Spartaner Brasidas, wobei der athenische Strategos Thukydides, der spätere Historiker, zu spät eintraf, um die Stadt noch für Athen zu retten; er musste daraufhin ins Exil gehen. Im Jahr 422 v. Chr. griff der athenische General Kleon Brasidas bei Amphipolis an. In der Schlacht, in der Sparta Sieger blieb, kamen beide Generäle ums Leben. Kurz darauf wurde der Nikiasfrieden geschlossen.
Die Einwohner bestatteten den Spartaner innerhalb der Mauern. Sie betrachteten ihn als den zweiten Gründer ihrer Stadt und verehrten ihn mit Spielen und kultischen Feiern als Heros.
Gemäß dem von Nikias im Jahr 421 v. Chr. ausgehandelten Frieden sollte Amphipolis wieder unter Kontrolle Athens gestellt werden; die Bevölkerung der Stadt lehnte das aber ab. Durch mehrere militärische Kampagnen versuchte Athen, seine Rechte zwangsweise durchzusetzen. General Euetion, verbündet mit Thrakern und Makedonen, scheiterte 414 v. Chr., als seine Belagerung von Amphipolis erfolglos blieb. Weitere erfolglose militärische Aktionen unternahmen die Generäle Simmichos im Jahr 364 v. Chr., Protomachos 370 v. Chr. und Timotheos 363 und 360/59 v. Chr. Dem makedonischen König Perdikkas gelang es im Jahr 362 v. Chr. letztlich, Makedonien als Schutzmacht der Stadt zu etablieren.
Makedonische Zeit
Im Jahr 356 v. Chr. wurde Amphipolis von Philipp II. von Makedonien erobert. Da die Athener an ihren Ansprüchen auf die Stadt festhielten, spielte der Konflikt um Amphipolis in den Folgejahren (bis 338 v. Chr.) eine wichtige Rolle in der Entwicklung der makedonisch-athenischen Beziehungen.
In der Zeit der Diadochenkriege nahm Kassander 316 v. Chr. Alexander IV. Aigos, den minderjährigen Sohn und legitimen Thronfolger Alexanders des Großen, mit dessen Mutter Roxane, der ersten Ehefrau Alexanders des Großen, in Amphipolis unter Hausarrest und ließ beide dort 310/309 v. Chr. durch den Befehlshaber Glaukias ermorden, womit das makedonische Herrschergeschlecht der Argeaden endete.
Im Dritten Makedonisch-Römischen Krieg standen sich der römische Feldherr Lucius Aemilius Paullus und der Makedonische König Perseus in der Schlacht bei Pydna gegenüber. Nach dieser verlorenen Schlacht flüchtete Perseus mit seinem Gold nach Amphipolis, Aemilius Paullus nahm die Stadt ein und setzte ihn gefangen, womit das Makedonische Königreich endete. Im Jahre 167 v. Chr. verhandelte die Senatskommission in Amphipolis über die Aufteilung der Gebiete und die Stadt wurde zum Protektorat Roms erklärt.
Römische Zeit und Untergang
Amphipolis wird auch in der Apostelgeschichte im Neuen Testament als Reisestation des Apostels Paulus und seines Mitarbeiters Silas erwähnt (Apg 17,1 EU). Nach einer Blütezeit in der Spätantike, in der es zahlreiche Kirchenneubauten, aber auch bereits einen Bevölkerungsrückgang gab, kam es in den unruhigen Zeiten der slawischen Landnahme zu einem allmählichen Rückbau der Stadt während des Frühmittelalters. Zunächst wurde die untere Stadt aufgegeben und die Bewohner zogen sich in den Bereich um die Akropoliszurück, später führte der Rückgang der Bevölkerung zu einem kompletten Verlust der städtischen Strukturen. Letztmals wird im späten 8. Jahrhundert ein Bischof von Amphipoliserwähnt.